Aggression bei Welpen: Was kann man tun?

Veröffentlicht am 25. Februar 2025
Lesezeit: 7 Minuten
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Geschrieben von: Lena Lerchenmüller
Copywriterin
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Geprüft von: Dr. Linda Simon
Team Tierärztin

Während der frühen Entwicklungsphase, in der das Training besonders wichtig ist, kann das verspielte, sehr aktive Verhalten von Welpen fast schon fast an Aggressivität grenzen. Da noch alles relativ neu ist für die kleinen Wesen, kommt es auch schon häufig vor, dass sie sich Mal daneben benehmen. Vom Zahnen bis hin zum Training und plötzlichen Wachstumsschüben – Welpen machen so einiges durch, was für sie ziemlich überfordernd sein kann.

Dennoch ist es sehr wichtig, aggressives Verhalten nicht zu tolerieren, um ein harmonisches Zusammenleben zu fördern und sicherzustellen, dass sich der Hund später gut mit anderen Hunden, Tieren und Menschen versteht.

In diesem Artikel erfährst du, wie du Aggressionen bei deinem Welpen erkennen kannst und sie in ein gesünderes Verhalten umwandeln kannst, damit aus deiner Fellnase später Mal ein entspannter, freundlicher Hund wird.

Ist mein Welpe aggressiv oder verspielt?

Lass uns am besten zuerst klären, woran man erkennt, ob ein Welpe aggressiv ist. Es gibt deutliche Unterschiede zwischen aggressivem und spielerischem Verhalten bei Hunden. Spielerisches Verhalten ist allgemein entspannter – der Körper des Welpen wirkt zappelig, begeistert und aufgeregt, während aggressives Verhalten normalerweise durch steife Muskeln, Stirnrunzeln und Anspannung zu erkennen ist. Hier sind einige Beispiele für spielerisches und aggressives Verhalten. 

Verspieltes Welpenverhalten erkennt man an: 

  • Einem begeisterten Gesichtsausdruck und viel Hüpfen und Verbeugen.
  • Einer typisch, verspielten Pose z. B. gesenkte Vorderbeine, Hinterteil nach oben gestreckt und aufgestellter, wedelnder Schwanz. 
  • Sanftem Beißen (wenn man das bereits mit ihnen geübt hat). Sie beißen rein spielerisch zu, ohne Schmerzen zu verursachen (das kann jedoch manchmal etwas nervig sein).
  • Wunsch mit dir Fangen zu spielen, statt dich anzugreifen. 
  • Kurzes Bellen / Kläffen in einer hohen Stimmlage. 

Aggressives Verhalten erkennt man an:

  • Einer steifen Haltung mit einem Buckel, einem eingeklemmten Schwanz und "Stirnrunzeln".
  • Zähneknirschen und leises Knurren statt spielerischem Bellen.
  • Lautes Bellen, das gar nicht mehr aufhört. 
  • Hund zeigt, das weiße im Auge und sein Fell steht zu Berge. 
  • Beißen, um dich zu verletzen/zu warnen, das nicht nachlässt wie bei spielerischem Verhalten.

Aggressives Verhalten ist übrigens bei Welpen vor der Pubertät eher ungewöhnlich. 

Warum ist mein Welpe aggressiv?

Welpen können Aggression zeigen, wenn sie noch nicht richtig sozialisiert und trainiert wurden. Denn wenn sie noch nicht wissen, wie sie sich in der menschlichen Welt zu verhalten haben, folgen sie oft ihren Instinkten und werden territorial, besitzergreifend und/oder ängstlich gegenüber anderen.

Manchmal sind sie einfach verspielt und wissen noch nicht, wo die Grenze ist. Hier sind einige der häufigsten Gründe / Auslöser dafür, weshalb Welpen wütend reagieren...

Besitzergreifender Instinkt. Welpen haben von Natur aus das Verlangen, ihr Futter vor anderen Tieren und Geschwistern zu verstecken oder zu schützen. Wenn dieses Verhalten noch nicht abtrainiert wurde, kann es sein, dass dein Welpe bei der Fütterung Aggression zeigt. Vor allem Welpen, denen man ständig Dinge aus dem Mund nimmt neigen eher dazu, besitzergreifend zu werden. 

Dominanz. Manche Welpen haben Schwierigkeiten damit zu verstehen, wer das Sagen hat. Das kann an der Rasse, mangelndem Training oder an Erfahrungen aus der Vergangenheit liegen. 

Angst vor anderen Hunden. Hunde reagieren oft aggressiv, wenn sie Angst haben. Ihre einzige Möglichkeit, diese Angst zu signalisieren, ist Bellen, Knurren und Beißen.

Territorialität. Welpen können sich aggressiv verhalten, wenn sie ihren Besitzer, das Haus, persönliche Gegenstände oder sogar einfach ihr Lieblingsspielzeug beschützen wollen.

Rasse/Genetik. Einige Hunderassen neigen als Welpen eher zu territorialer Aggression und "Energieschüben", darunter Deutsche Schäferhunde, Huskys, Dobermänner, Jack Russells, Chihuahuas und Dackel. Allerdings können alle untrainierten oder unsozialisierten Hunde ein aggressives Verhalten an den Tag legen. 

Mangelnde Sozialisierung. Wenn dein Welpe nicht genug mit anderen Hunden oder Menschen zu tun hat, kann es sein, dass er in ihrer Nähe einen plötzlichen Energieschub bekommt, der sich als Aggression äußert.

Mangelhaftes Training. Wenn das Training nicht ernst genommen wird, kann dies zu einem aggressiveren Verhalten führen. Ein untrainierter Hund kann reaktiv wirken und hört nicht auf Anweisungen, was ihn wiederum schwer zu kontrollieren macht. 

Frustration. Manchmal sind Welpen einfach nur frustriert. Wenn sie Aufmerksamkeit von jemandem oder etwas haben wollen und sie nicht bekommen, wird sich ihr Verhalten so lange steigern, bis sie bemerkt werden.

Schmerzen / Unwohl sein. Wenn dein Welpe normalerweise gut erzogen ist, aber plötzlich aggressiv reagiert, wenn er berührt oder angesprochen wird, hat er sich möglicherweise verletzt oder fühlt sich unwohl.

Wie kann man Aggression bei Welpen stoppen?

Wie kann man verhindern, dass aggressives Verhalten bei Welpen zu einem echten Problem wird? Die Antwort ist ganz einfach: Training, Training und nochmal Training. Einem Welpen beizubringen, sich angemessen zu verhalten, wenn er ein territoriales, ängstliches oder besitzergreifendes Verhalten an den Tag legt, sollte man als Hundeeltern nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es ist essenziell Hunde vom Welpenalter bis hin zum Erwachsenenalter zu trainieren, sodass kein unangenehmes Verhalten entsteht, das sich im Alter nur schwer wieder abgewöhnen lässt. 

Hier sind ein paar grundlegende Tipps, um das aggressive Verhalten deines Welpen zu reduzieren:

Erkenne die Aggressionstrigger. Achte darauf, wann dein Welpe aggressiv wird, und mit der Zeit solltest du schon bald ein klares Bild davon haben. Vielleicht sind es die Mahlzeiten, größere Hunde, Katzen oder Besucher an der Tür, die ihn triggern. Anfangs solltest du die Auslöser vermeiden, aber mit der Zeit kannst du deinen Welpen Schritt für Schritt daran gewöhnen und ihm gleichzeitig Bewältigungsmechanismen und Beruhigungstechniken beibringen.

Lerne die Körpersprache deines Welpen kennen. Dein Hund kommuniziert die ganze Zeit mit dir. Hunde verlassen sich darauf, dass du erkennst, wenn sie Angst haben und was es bedeutet, wenn sie gähnen oder die Lippen lecken. Wenn sie wie angewurzelt stehen bleiben und große Augen machen, ist das ein Zeichen, dass sie Hilfe brauchen.  Das Ignorieren dieser Signale kann zu einer Eskalation führen, die sich in Knurren, Schnappen und sogar aggressiven Angriffen äußert.

Reduziere den Stress. Welpen haben ein gewisses Maß an Stress, das sie tolerieren können. Wenn die Grenze überschritten wird, kann es oft in aggressives Verhalten umkippen. Wenn der Stress durch Dinge ausgelöst wird, die sie dauerhaft beunruhigen (z. B. laute Geräusche, unberechenbare Kleinkinder, negative Interaktionen mit anderen Hunden), kann es sein, dass sie mit der Zeit Schwierigkeiten haben werden, damit umzugehen.

Lenke die Aufmerksamkeit um. Sobald dein Welpe anfängt zu knurren, beißen oder anderweitig aggressiv zu sein, solltest du ihn am besten sofort ablenken. Dies kann geschehen, indem du die Leine in eine andere Richtung ziehst (wenn du gerade draußen bist), ihn zu dir rufst, ein Ersatzspielzeug oder Kauspielzeug anbietest oder den Hund dazu bringst, sich zu setzen oder zu stehenzubleiben.

Setze deinen Hund den Stresssituationen aus. Anstatt die Trigger für das Verhalten deines Welpen dauerhaft zu vermeiden, kannst du genau das Gegenteil tun. Sobald du die Trigger identifiziert hast, solltest du die kleine Fellnase schrittweise an Szenarien heranführen, in denen sie damit konfrontiert wird. Dadurch bekommt sie Übung darin,  mit diesen Situationen umzugehen und sich angemessen zu verhalten. Stelle jedoch immer sicher, dass die Situation sicher ist. Wenn du das Gefühl hast, dass die Aggression deines Welpen andere gefährden könnte, solltest du dich lieber an einen Verhaltensexperten wenden.

Belohne gutes Verhalten. Wenn dein Welpe lernt, sich auf Kommando zu beruhigen oder sich allgemein häufiger ruhig verhält , solltest du ihn unbedingt belohnen und loben. Je mehr der Hund ein ruhiges Verhalten mit einer beruhigenden Belohnung verbindet, desto häufiger wird er sich auch dementsprechend benehmen. 

Achte auf ausreichend Bewegung. Hunde brauchen regelmäßig und ausgiebig Bewegung im Freien, um Endorphine freizusetzen, verschiedene Dinge zu sehen, Gerüche kennenzulernen und sich auszutoben. Wenn das im Alltag etwas zu kurz kommt, kann sein, dass unangebrachtes, destruktives und möglicherweise sogar aggressives Verhalten zum Vorschein kommt. 

Führe eine Routine ein. Welpen sind wie Kinder (und Erwachsene!): Eine tägliche Routine hilft ihnen, sich geerdet, ruhig und sicher zu fühlen. Wenn du das Gefühl hast, dass du aktuell eher locker mit den Schlaf-, Essens- und Spaziergangszeiten umgehst, solltest du vielleicht für etwas mehr Struktur sorgen und schauen, ob sich eine Verbesserung einstellt. 

Achte auf die Ernährung. Ein Welpe, der mit zucker- und fetthaltigem Futter wie Tischabfällen und vielen künstlichen Leckerlis gefüttert wird, ist automatisch eher hyperaktiv, reaktiv und zappelig, was wieder zu Aggressionen führen kann. Stelle sicher, dass dein Welpe regelmäßige Mahlzeiten mit nahrhaften Welpenfutter Futter mit natürlichen, vollwertigen Zutaten erhält. Stimmungsschwankungen beginnen im Darm. Wenn du deinem Hund Futter und Leckerlis aus natürlichen, gesunden Zutaten gibst,  wirkt sich das positiv auf das Verdauungssystem und somit womöglich auch auf das Verhalten deines Hundes aus.

Verwende interaktives Spielzeug oder Kauspielzeug. Wenn dein Hund zu Hause Aggressionen zeigt, wäre es einen Versuch wert, ihm ein Puzzle-Spielzeug oder einen langanhaltenden Kausnack anzubieten, sodass er sich damit beschäftigen und überschüssige Energie abbauen kann. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kauen Hunden helfen kann, sich zu beruhigen. Also nutze es zu deinen Gunsten!

Wie geht man am besten mit aggressiven Welpen um?

Ein aggressiver Welpe ist in der Regel ein ängstlicher Welpe, der sich nicht gut abgrenzen kann. Beginne damit, die Auslöser für das aggressive Verhalten zu ermitteln. Liegt es vlt. an Angst, Frustration oder Verteidigung seines Territoriums? Wenn du verstehst, wann das Verhalten auftritt, kannst du durch Umlenkung und positive Verstärkung dafür sorgen, dass der kleine Vierbeiner in diesen Momenten ruhiger wird. Setze deinen Welpen im Laufe der Zeit schrittweise neuen und anderen Erfahrungen aus, um sein Vertrauen zu stärken und angstbedingte Aggressionen abzubauen. Achte außerdem darauf, dass die Grundbedürfnisse deines Welpen erfüllt werden: viel Bewegung, ein geregelter Tagesablauf und gesundes, nahrhaftes Welpenfutter.

Ist es normal, dass Welpen sehr aggressiv sind?

Ein gewisses Maß an beißen und energiegeladenen Spieleinheiten ist völlig normal. Jedoch ist eine extreme, anhaltende Aggression untypisch und kann auf zugrundeliegende Probleme wie Angst, Unruhe oder Frustration hinweisen. Es ist wichtig, diese Verhaltensweisen frühzeitig durch entsprechendes Training und Sozialisierung anzugehen. Wende dich bei Bedarf an einen Tierarzt oder einen professionellen Hundetrainer, um sicherzustellen, dass sich dein Welpe gut entwickelt und sich später als erwachsener Hund anpassen kann.

Warum ist mein 4 Monate alter Welpe so aggressiv?

Welpen im Alter von 4 Monaten können häufig aggressiv wirken, da sie sich sozial noch nicht angepasst haben, zahnen oder sich in ihrer Umgebung noch nicht sicher fühlen. In diesem Alter lernen die kleinen Fellnasen immer noch mit anderen Menschen und Tieren zu interagieren und brauchen vielleicht noch etwas Training oder Kontakt mit der Außenwelt, bevor sie etwas entspannter werden. Wenn du jedoch den Eindruck hast, dass dein Hund übermäßig aggressiv ist und du dir Sorgen machst, solltest du unbedingt mit einem Verhaltensexperten oder Hundetrainer sprechen.

Was kann man tun, wenn man gar nicht mehr mit seinem Welpen klarkommt?

Es ist ganz normal, dass man sich mit der Erziehung seines Welpen völlig überfordert fühlt, vor allem, wenn die kleine Fellnase sehr energiegeladen ist und sich nur schwer bändigen lässt. Stelle sicher, dass alle Grundbedürfnisse deines Welpen erfüllt werden – denn ohne einen festen Tagesablauf, ausreichend Bewegung im Freien und regelmäßige Mahlzeiten mit nahrhaftem Welpenfutter, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er sich daneben benimmt. Wenn du wirklich alles versucht hast und sich keine Verbesserung einstellt, solltest du am besten deinen Tierarzt oder einen Verhaltensexperten kontaktieren. Jeder Welpe hat das Potenzial, Beruhigungstechniken zu erlernen und selbst die am aggressivsten Welpen können mit der Zeit entspannter werden.

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